Im Internetcafé in meinem Hotel in La Paz ist gut sein. Im ungefaehr sechsten Stock geben grosse Fenster den Blick ueber die Daecher der Stadt frei, mit ihrem Hausberg, dem Sechstausender Illimani, im Hintergrund. Hier freue ich mich gerade ueber mails aus der Heimat;-) Und der Hexenkessel da draussen kann bleiben wo er ist! Neben sehnsuchtsvollem Die-Tage-zaehlen bis ich endlich wieder nach Hause komme (... nee, leider vermisst mich offenbar niemand so sehr;-((( ) bekomme ich durchaus konstruktive Vorschlaege, meine Fotografie betreffend. Es hat sich ja inzwischen herumgesprochen, dass das mit den Menschen manchmal hier nicht sooo optimal klappt. Ich solle sie denn auch nicht mit meiner ueberdimensionalen Kamera bedrohen (dabei habe ich doch nur das kleinere von meinen beiden 70-200ern dabei!), raet mir ein Kollege. Sondern mich lieber auf Lamas und Alpacas verlegen. Das ist eine prima Idee, die zaehlen zu meinen Lieblingen hier. Soooo suess! Nicht nur dass sie schoene weiche Schals abwerfen, sondern sie bringen auch die hierzulande absolut noetige Geduld mit den Menschen auf - ganz im Gegensatz zu mir die ich noch uebe...
Hab heute morgen auch schon wieder fleissig Steine fotografiert, in Tiwanaku, der bedeutendsten bolivianischen Ausgrabungsstaette. Die Tempel dieser Prae-Inka-Kultur haben mich sehr beeindruckt, zumindest was die Spanier und die Ausgraeber und ein paar andere davon uebrig gelassen haben. Jawohl, die Ausgraeber haben den zahlreichen menschlichen Skulpturen an den Tempelwaenden den Rest gegeben, als sie beim Graben dachten es seien Felsen und sie kaputtgehauen haben. "They were only diggers, not archeologists", sagte der Guide entschuldigend. Naja, kann ja mal passieren. Offenbar hatten die da ein ernstes Kommunikationsproblem bei den Arbeiten.
Dann war da noch eine von den ueberlebensgrossen Figuren, deren Einschussloecher von den Schiessuebungen der bolivianischen Armee herruehren. Klar, Krieg und Kultur sind sich eh fremd. Also da braeuchte man jetzt schon die Geduld eines Lamas, finde ich.
Die Tiwanaku-Kultur ist mindestens so mysterioes wie die der Inkas. Mit Perfektion beschnittene tonnenschwere Steinquader, magnetische Felsbloecke die den Eingang zum Haupttempel saeumen - und vielleicht ueber die Magnetfelder auch etwas verriegelt haben? Dazu ganz offensichtliche Menschenopfer und deformierte Schaedel, eine Praxis fuer die sich die Erklaerungen in unterschiedlichen Spekulationen erschoepfen.
Vor ein paar Tagen hatte ich die Frage aufgeworfen, was Unterschiede zwischen Peru und Bolivien seien. Nun, da ist zunaechst mal der taegliche Bakteriencoctail, den man so unbemerkt mit allem zu sich nimmt. Die bolivianische Version ist echt nichts fuer schwache oder geschwaechte Maegen und Gedaerme... Moechte das hier jetzt nicht weiter ausfuehren, aber Montezumas Rache hat mich in diesem Land zum zweiten Mal erwischt. Und das obwohl der Herr Montezuma ja Mexikaner ist und sich fuer meinen Geschmack hier gar nicht einzumischen hat.
In dieser Hoehe, also um die 4000 Meter, ist der Siedepunkt des Wassers bekanntlich nicht bei 100 Grad, sondern bei 70-80 (so ganz genau weiss ich das nicht). Das reicht offenbar nicht, um die landesuebliche bunte Vielfalt an Keimen abzutoeten. Bei ungekochtem Wasser, mit dem man ja zum Beispiel Salat waescht oder so, reicht es erst recht nicht. Mir reicht es aber schon mit dem Thema, zumal meine urspruenglich hervorragend ausgestattete Reiseapotheke jetzt so gut wie aufgebraucht ist.
Morgen fahre ich nach Sorata in die Cordillera Real und mache eine Woche Urlaub vom Reisen. Die Internetverbindungen dort sollen quasi fusslaeufig langsam sein, aber ich melde ich, wenn es irgend geht.
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