Freitag, 17. September 2010

Sonniger Sandstrand an blauer Bucht

Wirklich schade, dass ich weiterhin keine Fotos einstellen kann - mein Laptop bleibt tapfer aus (siehe vorigen Blog-Eintrag). Hab zwischendurch versucht, die SD-Karte von meiner Lumix-Miniknipse in einem Internetcafe zu laden - wie das jeder Rucksacktourist so macht. Aber die ueblichen Kartenleser packen maximal 2 GB, und ich habe 4 davon. Das ist die Kehrseite, wenn man mit professionellem Equipment unterwegs ist....

Also ich sitze hier an einer tiefblauen Bucht, in der kleine weisse Boote vor sich hin schaukeln, und es gibt einen Sandstrand. Die Sonne brezelt heftig von einem nicht minder tiefblauen Himmel - bin ich ploetzlich am Mittelmeer? Der Ort hat den vielversprechenden Namen Copacabana, wie der Strand von Rio... Allerdings hat die Sache ein paar kleine Haken: Der Titicacasee liegt auf 3800 Metern und hat eine Temperatur von unter 10 Grad, also nix mit Baden. Nachts wird es etwa ebenso kalt, wenn nicht kaelter. Gluecklicherweise wartet im Hostal schon das elektrische Heizgeraet;-)
Seit heute bin ich also in Bolivien. Es fuehlt sich gut an, aber ich kann noch nicht sagen was anders ist als in Peru... Dort habe ich ja ein umfangreiches Kulturprogramm absolviert und viele Inka- und Prae-Inka-Ruinen ausfuehrlich besichtigt. Steine habe ich also sehr vielfaeltig fotografiert....

Mit den Menschen ist das schon schwieriger. Die Hochlandfrauen, die in laendlichen Gegenden auch im Alltag oft noch Trachten tragen, moegen es gar nicht wenn man eine Kamera auf sie richtet. Da habe ich in anderen Laendern der Erde viel bessere Erfahrungen gemacht, siehe meine Fotos aus dem Jemen: www.christine-wawra.de/html/jemen-jungs.php Dort brauchte ich nur auf einen Markt gehen, schon fuehlte ich mich willkommen. Hier ist das anders, und ich habe auch durchaus aggressive Reaktionen bekommen obwohl ich versuche sensibel vorzugehen. Es heisst ja, die Menschen hier seien der Ansicht, man raube ihnen einen Teil ihrer Seele, wenn man sie fotografiert. Das mag ja sein.
Allerdings frage ich mich dann, warum es ploetzlich funktioniert, wenn man ihnen Geld gibt, das sie meist sowieso verlangen. Schadet es dann der Seele weniger??? Wie man merkt, koennte ich mich ueber dieses Thema jetzt richtig gut aufregen;-) Obwohl ich es grundsaetzlich ablehne, Fotos auf diese Art mit Geld zu bezahlen, habe ich hier mal Ausnahmen versucht. Aber diese Fotos taugen nichts!  Man sieht die Dollarzeichen in den Augen aufblitzen, aber sonst nichts. Touristen machen reichlich Gebrauch von diesem Tauschhandel: Behuetete Frauen mit Lama, ohne Lama, Kinder mit Lamababies, die ganz offensichtlich eher zu ihren Muettern gehoeren als auf die verkehrsreichen Strassen von Cuzco. Selbst auf der Insel Amantani im Titicacasee, wo ich zwei Tage und Naechte ohne Strom und ohne Wasser verbracht habe, haben Hirtinnen Geld verlangt - der Tarif war uebrigens derselbe wie in den Staedten;-) Ich sehe wohl, dass die Menschen im Vergleich zu unserer Lebenweise arm sind und keine Gelegenheit auslassen, von Touristen Geld abzuzapfen. Aber meine Auffassung von Fotografie ist einfach anders: Es hat mit Freiwilligkeit, Vertrauen und Sich-Oeffnen zu tun. Ich will einfach mehr als nur die Oberflaeche fotografieren, und auf diese Art zeigen die Menschen mir nur ihre Aussenseite.
Naja, die Steine hierzulande sind ja auch schoen. Und wer weiss, was in den naechsten drei Wochen noch passiert, ich bleibe zuversichtlich.

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