Montag, 3. Mai 2010

Gerda Taro - mit den Waffen der Fotografie

Heute mal ein Ausstellungstipp: Im Kunstmuseum Stuttgart gibt’s derzeit Fotografien von Gerda Taro (1910 – 1937) zu sehen. Die gebürtige Stuttgarterin (was bis zu dieser Ausstellung in der Stadt allerdings kaum jemand interessierte) kämpfte an der Seite ihres Partners Robert Capa im Spanischen Bürgerkrieg - mit den Waffen der Fotografie.

Viele Bilder aus Taros Hand waren nach ihrem frühen Tod unter Capas Namen im Umlauf, der bekanntlich in den Krisengebieten der Welt Karriere machte. Sein vielleicht berühmtestes Bild, der „Sterbende Soldat“, wurde zur antimilitaristischen Ikone – interessanterweise spricht vieles dafür, dass das Foto inszeniert ist. Es ist überliefert, dass Taro und Capa gemeinsam Kriegshandlungen stellten; wenn an der Front gerade nichts los war, ließen sie Soldaten über Gräben springen, ihre Gewehre präsentieren und fotografierten sie dabei .

Bildjournalismus und Massenmedien gingen seinerzeit ihre bis heute ambivalente Beziehung ein. Und wenn Magazine einander mittels Bildstrecken überbieten, um Auflagen zu erhöhen, mag das ja die Bildproduzenten anspornen, das mediale Sensationsbedürfnis auch zu bedienen.

Die unter Einsatz des eigenen Lebens geschossenen Bilder waren für Gerda Taro von Anfang an mehr als nur objektive Zeitzeugnisse. Sie unterstützte die spanische Volksfront, wollte damit dem europäischen Faschismus Einhalt gebieten. Ihre Fotos sind frühe Dokumente der Gattung Bildjournalismus. Sie zeigen den Krieg als Kampf für die gute Sache, der Helden hervorbringt – also noch kein anonymes Massenmorden wie spätere Kriegsreportagen.

Ich bewundere weniger die Risikofreude der Fotografin, die mit 26 Jahren bei einem Luftangriff der deutschen Legion Condor ums Leben kam.
Sondern mich beeindrucken subtilere (und lebenserhaltendere) Eigenschaften: Ihre Bilder offenbaren, dass sie den Menschen eine solidarische Beobachterin, ja Verbündete war. Mit einer gewissen Leichtigkeit und vielleicht Kommunikationsfreude gelang es ihr, Situationen zu entspannen und das Vertrauen der Dargestellten zu gewinnen. Mit der Kamera verleiht sie ihnen Würde, selbst in den Ansichten von Gefallenen.

Derart menschliche Qualitäten berühren meiner Ansicht nach mehr als alle Schreckensbilder, wie sie die Welt täglich aufs neue geliefert bekommt - weil ihnen etwas Lösendes und Konstruktives innewohnt.

Die Ausstellung geht noch bis 16. Mai 2010.

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