Sonntag, 23. Mai 2010

Kein Datenschutz auch ohne Facebook

Datenschutz im Internet ist so eine Sache. Die Wogen schlagen mal wieder hoch in diesen Tagen, da zum Beispiel Facebook Mitglieder-Infos anstatt zu schützen an Werbedienstleister verkauft und so weiter. Angeblich bedarf es 170 Klicks, damit die Privatsphäre dort ihrem Namen überhaupt gerecht wird. Denn mit der Standardeinstellung kann wohl das ganze Web mehr oder weniger mitlesen. Ich werde das nicht überprüfen, denn was soll ich bei Facebook. Man muss ja nicht jeden Hype mitmachen, und dass es meinem Erfolg im Weg steht wenn ich da nicht dazugehöre, das muss ich ja nicht glauben ;-)

Anscheinend funktioniert die nichtvorhandene Privatsphäre ja auch so. Finde ich doch kürzlich eines meiner (seltenen) Gedichte im Internet – wie die meisten andern Texte dieses Genres bislang UNVERÖFFENTLICHT. Wie das, kann da jemand meine Gedanken anzapfen oder verschafft sich telepathischen Zugang zu meinem Arbeitszimmer? Ist mir noch gar nicht aufgefallen, dass da einer unsichtbar in meinem Regal herumstöbert. Allerdings habe ich das Gedicht wohl vor Jahren maximal drei Personen gezeigt – alles damals so genannte Freunde. Offenbar hat es einer davon derart schön gefunden, dass er, vielmehr sie, es, ohne mich zu informieren, kopiert und weitergegeben hat. Ist doch toll, wenn es gefällt. Aber macht man das: einfach die Texte (oder Bilder) von Autoren, ob bereits veröffentlicht oder nicht, ungefragt online setzen?

Natürlich eine rhetorische Frage, die Antwort lautet: NEIN.
Und meistens ist es auch gar nicht erlaubt – und/oder die Veröffentlichung würde Geld kosten. Es handelt sich um geistiges Eigentum, das dem Urheberrechtsgesetz unterliegt. Dieses nützliche Gesetz ist zwar hierzulande sehr stark, dass heißt die Rechte von Urhebern, sprich Autoren, Bildautoren, Künstlern sind dezidiert ausgearbeitet. Das ändert aber nichts daran, dass es ständig mit Füßen getreten wird. Besonders beliebt ist es ja bei Fotos, sogar bei Auftragsarbeiten, bei der Publikation keinen Namen zu nennen. (Ich rede nicht von Werbung, dort wird das ja meist einvernehmlich über Honorare geregelt.) „Das gehört doch jetzt uns, wir haben das doch bezahlt“, heißt es dann. Oder auch: „Der Name passt nicht in unser Layout.“ Ich hatte diesbezüglich schon mehrere Rechtsberatungen bei meinem Journalistenverband, nach denen ich das Thema sehr facettenreich finde und viel spannender als ich mir vorgestellt habe.

Das prima Gesetz nützt halt in der Praxis – das heißt wenn nicht gerade die fetten Honorare im Spiel sind, die im Bedarfsfall auch einem Anwalt als Streitwert interessant wären – leider herzlich wenig. Denn ein angemessener Umgang ist schlichtweg nicht im Bewusstsein, nicht einmal bei denen die ihn kraft ihres Jobs haben müssten. Und wenn man darauf hinweist, hat man oft Nachteile. Zum Beispiel (ist mir passiert) nimmt sich der Kunde („Der Name passt nicht in unser Layout“) dann lieber einen biegsamen Fotografen, der nicht auch noch – welch Dreistigkeit – im Zusammenhang mit seinen Bildern genannt werden möchte, obwohl eine rechtliche Selbstverständlichkeit. Für manche ist das ja vielleicht wirklich besser wenn ihre Bilder anonym bleiben, jetzt bin ich aber gemein.

Da freue ich mich schon besonders, wenn es ganz von alleine richtig gemacht wird und passt. Denn weil die Welt ja nicht nur schlecht ist, passiert das eben auch.

Ach ja, das Gedicht, mit dem alles anfing. Auf unliebsamen Wegen wiederentdeckt, stelle ich es hier vor: im nächsten Blog-Eintrag. Zusammen mit einem "Bild zum Ausruhen".


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