Mittwoch, 17. November 2010

Auf Paparazzi-Spuren in Madrid

Ich lese ja nicht die einschlägigen Zeitschriften, in denen die Stars und Sternchen glitzern und man sich quasi via Paparazzi-Fotos ein Stück vom VIP-Himmel abschneiden kann...
So kam es auch, dass ich völlig naiv auf eine Pressereise nach Madrid mitging - für die Esslinger Zeitung, und auf Einladung des Spanischen Fremdenverkehrsamtes Turespana, in Zusammenarbeit mit Turismo Madrid und dem Museum Thyssen-Bornemisza. Anlass war die aktuelle Ausstellung ebenda "Impressionistische Gärten".
Nicht kannte ich also "Baronesa Carmen Thyssen-Bornemisza", von den Spaniern liebevoll "Tita" genannt. Es handelt sich um die in Wirklichkeit sehr blonde Frau auf dem folgendem Foto. 


Wie wahrscheinlich jeder außer mir weiß, ist La Baronesa die Witwe des deutschen Industriellen Heinrich Thyssen, dessen riesige Kunstsammlung im gleichnamigen Museum inzwischen der Öffentlichkeit zugänglich ist. Die ehemalige mehrfache Schönheitskönigin gehört also dem schwersten Geldadel an und spukt durch die Gazetten, weil sie sich nicht nur mit den anderen Erben, sondern auch - ihrer eigenen Kunstsammlung wegen - mit dem spanischen Staat um größere Summen streitet. Oder weil sie ihre Schwiegertochter nicht akzeptiert oder weil sie mit 62 Jahren Zwillinge von einer amerikanischen Leihmutter austragen lässt oder so. 
Jedenfalls gehört sie zu den Frauen, die mit fortschreitendem Alter immer jünger aussehen weil ihnen tüchtige Ärzte ein ewiges Lächeln ins Gesicht zaubern, das keinen Platz für wechselnde Gemütsstimmungen mehr lässt. Davon konnte ich mich mit eigenen Augen überzeugen! Bestimmt ist auch der restliche Körper nach dem Bilde einer antiken Göttin durchgestaltet...

Die Pressekonferenz und anschließende Führung durch die Ausstellung war dank der Anwesenheit jener Dame aus der hohen Gesellschaft eine recht skurrile Veranstaltung. Selten war bei einem derartigen Anlass der Informationsgehalt so niedrig! War doch in den Unterlagen unserer internationalen Journalistengruppe folgender Programmpunkt eingetragen: "Visit the exhibition Impressionist Gardens at the Thyssen Museum, with ... the Artistic Director of the Museum, Mr. Guillermo Solana". 
Nun, er hätte also UNS durch die heiligen Hallen führen sollen. Was ist stattdessen passiert?

Die Führung (die etwa neun bis dreizehn Minuten dauerte) galt ausschließlich IHR. Umzingelt von Reportern und im Blitzlichtgewitter erklärte Herr Museumsdirektor - mit gedämpfter Stimme und nur für sie verständlich - der gnädigen Frau, was sie auf den Gemälden, die zum Großteil ihre eigenen waren, zu sehen hatte. Kein Wort zu den anwesenden Journalisten. Schade, hätte man dafür nicht eine andere Viertelstunde finden können als ausgerechnet während der Pressekonferenz?


Aber genug davon, ich will schließlich nicht zur Klatschreporterin mutieren... Die Ausstellungeröffnung am Abend war übrigens auch ein wenig seltsam. Sie lief ganz ohne Reden ab, dafür mit vielen Pelzmänteln und immer mal wieder aufflackerndem Blitzlichtgewitter. Hierzulande undenkbar, dass keiner durch ein Mikrofon spricht. Dafür sind auch die Getränke oft nicht kostenlos, weil schließlich soll man sich ja intellektuell vergnügen und nicht bedüdeln. 
Eine Weile habe ich die aktuelle Mode studiert, dann wurde mir das aber langweilig, und ich bin mit einer amerikanischen Kollegin zwecks Nahrungsaufnahme in eine Tapas-Bar abgewandert.


Die Bar hieß "Los Gatos" und war voll dekoriert mit Stieren. Ich konnte keine einzige Katze entdecken. Ob die Namensgebung wohl ein Versehen war? Jedenfalls ist es ein sehr geselliger Ort und die Tapas mundeten ausgezeichnet.
Abschließend noch ein fotografischer Selbstversuch aus Spanien. Eigentlich sollte der Kopfputz genau in die Mitte, ist aber leicht seitlich verrutscht;-) Ich hab da passenderweise einen Apoll auf dem Gehirn sitzen, den griechischen Gott der Schönen Künste und Herr der Musen. Die sollen mich dann mal schön küssen, wenn ich meinen Artikel schreiben tu!

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