Montag, 11. Oktober 2010

Die spinnen, die Bolivianer!

Zuletzt hat es Bolivien mit mir völlig verscherzt. So richtig - nicht nur werde ich selber nicht mehr hinfahren, sondern ich kann mich auch den Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes anschließen. Sollen die doch sehen wo die Touristen bleiben, wenn sie so bescheuert sind.

Aber von vorn:  Während des Boardings für meinen Rückflug bzw. dem ersten von drei Flügen von La Paz nach Santa Cruz, holte mich die bolivianische Polizei aus der Einsteigeschlange und führte mich zu den gesammelten Koffern aller Passagiere, die auf dem Rollfeld standen. Ich wunderte mich zunächst nur ein bisschen, um so mehr aber als sie meinten, in meinem Koffer seien Drogen. Ihre Hunde hätten das angezeigt. Ich dachte, das sei ein Witz. Wer mich kennt, weiß dass ich mich in keiner Hinsicht zur Kokain-Dealerin eigne;-) Dass Hunde meinen weitgereisten Koffer jedoch interessant finden konnten, wunderte mich nicht: schließlich war er bald zwei Monate mit mir unterwegs, stand auf unzähligen Straßen herum, wurde in Taxis und Bussen transportiert, und wer weiß, vielleicht haben ihn ja bei diesen Gelegenheiten sogar Hunde markiert. Viele verlockende Düfte also für einen bolivianischen Polizeihund, der die meiste Zeit in einem üblen Verschlag am Rande des Rollfelds eingesperrt ist.

Dummerweise sagte ich dann auch, dass ich glaubte das sei ein Witz. Da mir aber das spanische Wort für Witz nicht einfiel, haben sie es wohl nicht verstanden... Jedenfalls musste ich den Koffer öffnen, was ich zu vermeiden suchte. Ein Schloss war ja inzwischen kaputt und ich hatte die halbe Stadt nach gutem Klebeband abgesucht. Das wollte ich nun nicht so ohne weiteres opfern. Half natürlich nichts, sie haben es durchgeschnitten. Inzwischen war ich recht panisch, weil der Flieger nebendran ja schon seine Motoren hochdrehte und ich einsteigen wollte. Meine Nervosität war aber für diese Leute ein Zeichen dafür, dass ich unbedingt des Schmuggels schuldig sein musste. Ich habe das erst gar nicht kapiert, habe mich nur weiter gewehrt. Sie waren äußerst unfreundlich und rabiat. Mein MacBook haben sie auf das Rollfeld gestellt und ihre Hunde drüber gejagt, außerdem wild auf allen Tasten herumgedrückt. Da hat's mir dann gereicht, und ich habe es ihnen energisch aus der Hand genommen. Immer wieder habe ich auf meinen Flug verwiesen, aber die hatten offenbar Spaß an der Schikane, die damit endete dass ich nicht in mein Flugzeug steigen durfte. Obwohl natürlich die idiotischen Köter bei mir nichts gefunden haben. Oder vielleicht auch gerade deswegen.
Dann stand ich also wieder in der Abfertigungshalle. Und was dann kam, war mindestens so übel wie der Anfang. Die Airlines AeroSur und TAM haben sich geweigert meine Flüge umzubuchen, sie seien ja nicht schuld. Es ging dann weiter bis zum Chef der Drogenpolizei und zur Flughafenleitung, viele Stunden lang kämpfte ich, schöpfte Hoffnung, verlor sie wieder. Der Drogenpolizeichef sicherte mir Hilfe zu, doch für mich konnte Hilfe natürlich nur bedeuten, dass ich am Ende ein neues Ticket für den nächsten Tag in Händen halte. Doch die bolivianische Mentalität versteht unter Hilfe was anderes: jemanden hinhalten und dann abschieben. Der Polizeichef hat mich sogar knallhart angelogen, hat zugesagt er habe alles geregelt und ich müsste nur noch meine Umbuchung abholen... Bis ich kapiert habe dass er mich bloß loswerden wollte, war ich schon völlig erschöpft und verzweifelt. Immerhin war der Typ ja in Deutschland, mit einem Stipendium des BKA wie er mir in fragmentarischem Deutsch erzählt hat. Naja, viel kann da nicht hängen geblieben sein. Schade eigentlich, das BKA hat bestimmt  seinen Flug und nicht nur den bezahlt. - Bei denen in den Büros geht's vielleicht zu. Da kommt man ja sonst nicht rein. Schriftliches habe ich nicht gerade viel gesehen was nicht unbedingt auf Analphabetismus schließen lässt (das wäre nun wirklich übertrieben); am meisten Konzentration hat ihnen der laufende Fernseher abgerungen, auf den sie angestrengt gestarrt haben, selbstverständlich während der Dienstzeit. Wahrscheinlich haben sich die wahren Kokainschmuggler währenddessen in die Hände gespuckt!

Dann bin ich zur Deutschen Botschaft, zum ersten Mal in meinem Leben. Da saß ich nun als Notfall mit meinem ganzen Gepäck. Die waren sehr freundlich. Inzwischen war mir aber klar geworden, dass - nachdem der Flug nicht umzubuchen war - mir wohl keiner einen neuen Flug besorgt wenn nicht ich selber. Mithilfe der Botschaft war der neue Flug schnell aufgetrieben, was mir schon fast wie ein Wunder vorkam hätte das Wunder mich nicht über 1000 Dollar gekostet. 
Nach einer schlaflosen Nacht ging es dann erneut auf den inzwischen mir verhasstesten Flughafen der Welt. Diesmal sollte ich nicht über Sao Paolo, sondern über Caracas fliegen - so kam ich also auch noch nach Venezuela. Das erste Flugzeug nach Lima war noch gar nicht in der Luft, da hatte ich schon die dafür vorgesehene Tüte vollgekotzt. Und so ging es gerade weiter... Die Chefin der Cabin Crew der zweiten Maschine von Lima nach Caracas rief dann die Sanitäter direkt an das Flugzeug, von wo sie mich zur Flughafen-Ärztin brachten. Die Lufthansa-Crew im dritten Flieger von Caracas nach Frankfurt war eine Erlösung, so was freundliches habe ich da oben noch nicht erlebt. Sie haben mir quasi versucht Nahrung einzuflössen, was aber immer noch nicht so recht klappen wollte. Ebenfalls die Chefin der Cabin Crew hat sich mit psychologischem Feingefühl die ganze Geschichte erzählen lassen und meinte dann sie hätte öfters "extreme Fälle" in ihrem Flugzeug.

Verdaut habe ich das noch nicht, und letztlich auch nicht eingesehen dass ich den Flug bezahlen muss, wo doch andere Schuld tragen. Am liebsten würde ich es den Ignoranten heimzahlen, bloß wie? Öffentlichkeit ist schon mal gut, deswegen schreibe ich das jetzt auch so ausführlich an dieser Stelle obwohl es mit Fotografie, dem Thema dieses Blogs, ja vielleicht eher peripher zu tun hat. In der Hoffnung dass es ruhig ein paar Leute davon abhält nach Bolivien zu reisen. Bloß Touristen abzocken wie ich das vielerorts erlebt habe, geht halt auch nicht, irgendwie sollten sie schon auch etwas fremdenfreundlicher sein.

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