Dienstag, 15. Juni 2010

Pflicht und Kür: Das Making Of der Kunstkritik


Das bin ich, bei der Arbeit: auf der Pressevorbesichtigung des Schauwerks Sindelfingen, einem neuen großzügigen Privatmuseum. Wie man (auf dem eingescannten Zeitungsfoto nicht so gut) sieht, habe ich mich mit meiner Tasche farblich auf den Termin eingestimmt. Die im Bild verteilten Damen und Herren sind übrigens alle Journalisten. Der Fotograf hat sich erfolgreich Mühe gegeben, uns ohne Schreibwerkzeuge abzubilden, gar nicht so einfach bei einer solchen Gelegenheit. Soll ja nachher so aussehen als gingen normale Besucher dem Kunstgenuss nach... Ich gehe ganz gern auf Pressekonferenzen, wenn sie an interessanten Orten stattfinden. Hinterher beim Schreiben setze ich mich dann wiederum gern über die vielen Infos, die ich hochkonzentriert aufgesaugt habe, in Maßen hinweg. Noch immer ist das Fach des Kulturjournalisten oder Feuilletonisten ja untrennbar mit dem des Kritikers verwoben, wobei Kritik dem Wortsinn nach keinesfalls nur negativ zu sein hat (so wird der Begriff inzwischen umgangssprachlich verwendet, wie ich finde: leider). Der griechische Ursprung von Kritik meint „unterscheiden, trennen“. Es geht also um derart Nützliches wie Unterscheidungsvermögen und Klarheit.

Die offizielle Schauwerk-Eröffnung am darauffolgenden Abend war dann übrigens ein Termin der Spitzenklasse. Zu schauen gab es wahrlich eine Menge, zumal ich die Kunst ja schon kannte. Also konnte ich mich ganz auf die geladenen Gäste konzentrieren. Sie überboten die farbenprächtigen Werke noch an Dekorativität, und das will was heißen. Daran hatten Susanne und ich (siehe Bild unten) viel Spaß. Ebenso an den Häppchen (gefühlte Zehn-Sterne-Küche), die es uns nicht weniger als fünf Stunden in diesen Hallen aushalten ließen. Susanne hat auch dankenswerterweise verhindert, dass die mit Ruinart-Champagner gefüllten Kelche achtlos an mir vorübergingen – nachdem wir uns plötzlich im VIP-Bereich wiederfanden. In den Gläsern auf dem Bild ist aber noch kein Schampus drin: das war am Anfang als Unterscheidungvermögen und Klarheit noch gänzlich vorhanden waren.
Von dem Museum wird übrigens noch zu reden sein, denn die Fotokunst in der Sammlung ist nicht nur was die Quadratmeterzahlen einzelner Bilder angeht, beeindruckend.


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