Samstag, 31. März 2012

Schwitzen mit Aussicht in der Schiffsauna


Ein herrlich grauer Tag am Tegernsee - wo könnte man tiefhängende Wolken, Nieselregen und feuchte Kälte besser genießen als im Saunaschiff Irmingard? Da liegt es im Hafen der Seesauna und ist nach zwei Besuchen bereits zu meinem Lieblingsentspannungsort geworden. Das charmante Schiff aus dem Jahr 1925 war auf dem Chiemsee im Einsatz und ist 17 Meter lang.


Im Innern ist Schwitzen mit Aussicht angesagt. Während draußen die Enten und Blässhühner "Köpfchen in das Wasser" spielen, treibt die eigene Körpertemperatur allmählich dem Siedepunkt entgegen. Je nach Wellengang schaukelt das Schiff sanft oder heftig, und man taucht in eine Art Trance ein. Und wenn man die Augen wieder öffnet, legen wir gerade am gegenüberliegenden Ufer an.... Nein, das war nur ein Traum, den aber manche Saunainsassen träumen - wie den Gesprächen zu entnehmen ist. "Hier gibt es was andere nicht haben", lauten stolze Äußerungen offenbar einheimischer Schwitzgäste. 


Beim Öffnen der Glastür wallt einem schon die Hitze entgegen - und gleich darauf war meine Kamera total beschlagen. Die Fotos hab ich übrigens heimlich geknipst und nur solange ich alleine war, denn wer will schon nackt auf den Urlaubsfotos anderer drauf sein;-) 


Das historische Erscheinungsbild von Irmingard blieb beim Umbau gewahrt - der Abstieg in den heißen Schiffsbauch führt über einen holzgetäfelten Vorraum: ein Vorgeschmack auf das edle Vergnügen.
Mit gefühlten 100 Grad Körpertemperatur ist es denn auch ein Leichtes, hinterher in den 3,6 Grad frischen See zu steigen, was viel schöner ist als jedes Tauchbecken. Bei meinem ersten Besuch betrug die Wassertemperatur 1,3 Grad und der See war außerhalb des Saunabereichs vollständig zugefroren..... Als ich diesen Wert auf der Tafel las, ahnte ich nicht, dass ich mich zwei Saunagänge später selber in die Fluten stürzen würde;-) Von Schwimmen kann jetzt nicht wirklich die Rede sein, aber zum Untertauchen hat's gereicht. Hinterher macht das warme Fußbad so richtig Sinn...

Irmingard im Saunahafen am Tegernsee       Alle Fotos: Christine Wawra

Sonntag, 11. März 2012

Und wieder ruft der Berg

"Hier ist alles näher", sagte ich neulich zu Bekannten, die den eher gedankenlos geäußerten Spruch für ein sehr taugliches München-Motto befanden. In diesem Sinne war ich gestern mal wieder in den sogenannten Münchner Hausbergen unterwegs. Während sich die meisten Orte mit einem Hausberg begnügen müssen, nennt die bayerische Landeshauptstadt gleich einen Gutteil der Alpen ihre "Hausberge"... Ein sympathischer Zug, schließlich kann man doch ruhig zu dem stehen, was man hat, anstatt sich falsche Bescheidenheit, neudeutsch Understatement, aufzubürden;-) 
Die BOB (Bayerische Oberlandbahn) brachte mich denn also meinem geliebten Winter wieder näher. Schon am Spitzingsee war die Schneedecke noch geschlossen, und auf dem Weg zum Rotwandhaus wurde sie immer dicker. Wie das in den Bergen so üblich ist, ging es stetig bergauf bis die 600 Höhenmeter überwunden und geschafft waren - letzteres gilt auch für mich. 


Unterwegs ließ sich die Höhe nicht nur an der zunehmenden Durchlichtung des Waldes in Richtung Baumgrenze, sondern auch an den gegenüberliegenden Bergen abmessen, die sich bald zu einem Gipfelmeer formierten. Man grüßt die Entgegenkommenden - und die Überholten - mit einem freundlichen "Servus"; das "Grüß Gott" scheint out zu sein. Schritt für Schritt löste sich das Zeitgefühl auf im Blau des Himmels, war zwischen zwei Atemzügen kein Platz mehr für die Rotoren des Denkens. Da erschien plötzlich, endlich, das Rotwandhaus, auf einem Bergrücken thronend, am Horizont. Holareiduljöö.



Schon meine Eltern, beide aktive Bergsteiger - immerhin war ich selber noch bevor ich das Licht der Welt erblickte bereits auf dem Mont Blanc - wussten um die Freude des Hüttenessens. In der dünnen Luft und mit eigener Anstrengung verdient, schmeckt alles ja viel besser. Gefühlt sind diese Berge auch meist höher, was sich auch in den Gesprächensfetzen, die ich unterwegs aufschnappte, widerspiegelt. "Also den Mount Everest wollt' ich nicht besteigen", machte eine Rodlerin vor der Gruppe ihre Grenzen unmissverständlich klar. "Aber wieso, das ist doch so was ähnliches hier", wurde ihr entgegnet. Bloß so einen kaiserlichen Schmarren bekommt man auf dem Everest nicht.


Neben dem Essen war auch die Aussicht unvergleichlich und kaum weniger als großartig. Ich sog sie nach Kräften in mich auf - das muss ja wohl wieder eine Weile vorhalten. Mit meinen Blicken verwandelte ich mich in einen Adler, der in dieser Pracht zu Hause ist. Ein Satz, den ich in meinem Bildband "Im Land der blauen Wolken - eine Reise nach Alaska" schrieb, wäre auch hier passend: "Die Weite begegnet der Seele." Mal sehen, wann ich dem Frühling das nächste Schnippchen schlage;-) 


Copyright für alle Fotos: Christine Wawra