Samstag, 15. Dezember 2012

Meine neuen Sportarten: Tassenweitwurf und Dreipunktegang

Winterliches Stilleben an der Stemmerwiese in München-Sendling. Foto: Christine Wawra

Das sind meine Skistöcke für diese Saison - hatte ich mir auch anders vorgestellt.... Naja, praktisch sind solche UAGs (Unterarmgehstützen – das Wort 'Krücken' hören die Ärzte nicht so gern;-) auf jeden Fall, wenn man eine Knie-Operation hinter sich hat. Hab ein nagelneues Kreuzband verpasst bekommen, nachdem das alte vor über einem Jahrzehnt gerissen ist. Das war nicht einmal ein Sportunfall, sondern ich bin über eine Wiese gerannt und in einem Loch - wohl ein Mauseloch, denn Murmeltiere gibt's dort keine - hängen geblieben. Mit dem einen Bein lief ich weiter, mit dem anderen nicht....

Während ich all die Jahre vom Operieren nichts wissen wollte, hab ich mich – nachdem just nach der Umzugsschlepperei im September – zum x-ten Mal Instabilität und neue Beschwerden aufgetaucht sind, doch dazu entschlossen. Jetzt gibt es sogar Fotos vom Innenleben meines Knies, sieht aus wie eine Höhle. Als Kind habe ich ja mit Begeisterung Bilder von schlimmen Krankheiten angeguckt, vor allem wenn ich mal wieder eine Angina hatte. Das Schaurig-Schöne hatte wohl vor allem den Effekt, dass ich mir im Vergleich schnell relativ gesund vorkam.... Aber trotzdem mag ich die Fotos hier nicht posten;-)

Die OP und den Krankenhausaufenthalt spare ich jetzt mal aus. Nach fünf Tagen kam ich also in mein Münchner Domizil, durfte das eine Bein nicht belasten. Und da Mensch ja nur zwei Beine hat, war diese erste Zeit recht schwierig. Anfangs hab ich mir jeden Schritt mit den UAGs im Dreipunktegang überlegt, ob der wohl nötig ist... Bewegungsfreudig ist man da nicht gerade. Dass meine Wohnung so winzig ist, stellte sich aber erstmals als ein Glücksfall heraus: Mit einem sportlichen Ausfallschritt gelang es mir stets, eine volle Tasse oder einen gefüllten Teller von der Küchenzeile auf den Tisch zu manövrieren. Wer jemals versucht hat, mit zwei Krücken was zu transportieren, wird meine Erleichterung nachvollziehen können.

Nach dem Fädenziehen durfte ich dann das Bein belasten, was ich mich kaum traute. Es war ja noch ziemlich dick geschwollen, tat weh, und ich hatte Angst, was kaputtzumachen, wenn ich so einfach darauf lief.... Kaum zu glauben, dass das wenige Tage vorher noch selbstverständlich ging. Meine Physiotherapeutin ermunterte mich jedoch nachdrücklich, und in der Tat empfand ich es daheim als qualitativ enorme Verbesserung, die UAGs in der Ecke stehen zu lassen. Endlich Teetrinken ohne Tassenweitwurf;-) Da draußen inzwischen der Winter eingebrochen war, benutzte ich die Gehilfen bei meinen Ausflügen mit einem Radius von mehreren Hundert Metern weiterhin – und benutze sie bis heute.

Wer hätte gedacht, dass der Heilungsprozess solch ein Geduldsspiel ist. Die Zeitangaben der Ärzte "vier Monate nicht tanzen" oder "kein Extremsport für ein Jahr" hab ich vor der OP zwar gehört, aber irgendwie doch nicht.....
Diese Woche wollte ich schon fast zur Normalität übergehen, saß stundenlang am Schreibtisch. Das Bein hing nicht weiter beachtet herunter. Tja, am nächsten Tag hatte ich wieder solche Schmerzen, dass nur noch Liegen in Frage kam. Nun übe ich mich erneut in Demut und Akzeptieren. Kein abendliches Weggehen, und auch die Tagestouren beschränken sich auf das Notwendige mit den Höhepunkten Krankengymnastik und Einkaufen. Angeblich ist ja gerade Adventszeit, doch sehr viel davon kriege ich nicht mit. Winterschlaf scheint mir fast die beste Option.




Mittwoch, 31. Oktober 2012

Umgezogen

So langsam erwacht mein Blog aus dem Sommerschlaf.
Viel hätte es zu berichten gegeben, aber manchmal reichen die Dinge ja wenn man sie erlebt, und man muss sie nicht noch hinausposaunen.....
Inzwischen bin ich also Wahlmünchnerin, und der Umzug - ein mehrwöchiger Kraftakt - wurde gekrönt durch das Ummelden des Autos. Ich wartete mehrere Wochen, da ich mit Tübinger Kennzeichen in München ja immer als ortsfremd gelte. In der Regel hupen sie dann weniger, wenn man über durchgezogene Linien fährt, um ganz vorne doch noch die Spur zu wechseln, oder wenn man mitten auf der Straße umdreht (alles schon ausprobiert;-).


Gerne hätte ich wieder ein Wunschkennzeichen mit meinen Initialen und Geburtstag gehabt, um mir die Autonummer selber besser merken zu können. Keine Chance in der Millionenstadt, hier waren sämtliche in Frage kommende Kombinationen längst vergeben. Also nahm ich, was der Computer ohne Zuzahlung ausspuckte - und lernte es mühelos sofort auswendig.


Prompt habe ich mich auf dem Weg nach Stuttgart beinahe verfahren, und auch in Tübingen stellte ich mich an als wäre ich nicht von dort. Ein interessantes Feld für Selbstversuche mit den Regionalcharakteren, denn die Schwaben sind auch nicht toleranter angesichts quasi weglos herumirrender Fahrzeuge.
Ein Navi habe ich ja immer noch keines. Die Situationen in denen ich meinen quadratmetergroßen Falk/-t-Stadtplan während der Fahrt über dem Lenkrad ausbreite, sind aber seltener geworden.

Montag, 7. Mai 2012

Mörike-Update


frühlingsvolles Flatterband
weißgetupft grüngestreift
Blüten recken ihre Fühler gen
Bienensummen
Blätter frisch geschlüpft
flaumweich
entfalten Chlorophyll-Flügel
nach verhaltenen Veilchen schäumt jetzt
die Wiese über
und die Sinne nehmen ein Bad


Foto und lyrischer Erguss: Copyright Christine Wawra


Radeln am Starnberger See

Zum Besten an München gehört seine Umgebung. Will nicht heißen, dass die Stadt nicht auch ein hohes Maß an Lebensqualität bietet. Aber ich bin wohl Landpomeranze genug dass mir Weite, unverbaute Natur und Stille viel bedeuten. Also machte ich mich mal wieder auf, all das zu suchen - und fand es kaum eine halbe Fahrstunde entfernt zu meiner eigenen Überraschung am Starnberger See. 
Während die sportlichen Radler die 50 bis 60 Kilometer natürlich auf einen Rutsch erledigen (und danach wahrscheinlich noch mit dem Rad zurück nach München fahren;-), teilte ich meine Erkundung in mehrere Etappen auf. Schließlich muss ich oft absteigen um zu staunen, auf jeden öffentlichen Steg hinauslaufen, Kirchen und Café nicht nur von außen, sondern auch von innen sehen.

Blick ins Blaue bei Bernried - Alle Fotos: Christine Wawra
Am ersten Tag fuhr ich von Berg bis Ambach, am zweiten von Ambach bis Bernried und jeweils zurück. Auf dem einsamen Ufersträßchen kam ich mir vor wie in Italien. Die Sonne verströmte sich in glitzernden, sanft auf den Wellen schaukelnden Lichtpunkten. Ich sog die wärmenden Strahlen mit meiner Haut auf und war stets gespannt, welches Neuland sich hinter der nächsten Kurve verbarg. (Eine Einstellung, die mir im richtigen Leben nicht immer leicht fällt.....) 


Nicht nur für mich, auch für mein Fahrrad suchte ich besondere Plätze aus.
Mein Abendessen nahm ich in der ersten Reihe ein, wo in der Regel sonst die prachtvollsten Villen stehen.


Zur Abwechslung genoss ich am nächsten Tag die lokale Gastronomie und wählte mein Getränk passend zur Tischdecke aus.


Der Blick aufs Wasser ist pure Meditation.....


Und wieder ging ein erfüllter Tag zu Ende;-)



Sonntag, 29. April 2012

Im Biergarten


Wie die Frühjahrsblüher sprießen in München die Biergärten aus dem vor kurzem noch winterlichen Boden. Als eine, die viel Lebenszeit in einer geistesgeschichtlich bedeutsamen schwäbischen Provinzstadt verbracht hat, komme ich aus dem Staunen kaum heraus. Riesige Ansammlungen von Bierbänken und -tischen warten gastfreundlich in nahezu allen Parks und öffentlichen Gärten auf Besucher. Angesichts des plötzlich ausgebrochenen Hochsommers mussten sie nicht lange warten... 

Vorher.....

Was für eine Überraschung für mich: Man darf sein Essen selber mitbringen. Im Land der für effizientes Wirtschaften bekannten Schwaben wäre so was undenkbar! In München steht man da offenbar drüber, wohl wissend dass es in einem Biergarten ja nur sekundär ums Essen geht. Wie schon der Name sagt, geht es um Bier. Das fließt aus duschkopfgroßen Zapfhähnen in eimergroße Maßkrüge, in denen man gut und gerne ein Kleinkind untertauchen könnte. 

Wie oft das tatsächlich passiert, dass ein Baby - etwa analog zu Obelix, der ja bekanntlich als Neugeborenes in den Zaubertrank gefallen ist - eine Gerstensaft-Taufe erhält, ist mir statistisch nicht bekannt. Über den Zusammenhang zwischen einem solchen Kindheitserlebnis und der Menge, die hierzulande im Erwachsenenalter vertragen wird, kann ich also nur mutmaßen.

... nahher.

Die zweite Überraschung: Bier in kleineren Gläsern (mir als "normal" bekannt) wird gar nicht erst ausgeschenkt. Außer Weißbier, möglicherweise gilt so eine "Halbe" ja als eine Art Kinderportion;-) Wenn man nichts dazu sagt, kriegt man automatisch einen Liter;  wer das nicht möchte, muss sich rechtzeitig vorher wehren. Für das bekannte Maßkrugstemmen muss ich aber erst noch trainieren (in vieler Hinsicht;-)

Christine übt bayerische Rituale. 

Es stimmt übrigens gar nicht, dass ich auf obigen Fotos rot im Gesicht bin. Und erst Recht nicht vom Bier, an dem ich ja wie man sieht bloß genippt habe. Ich hatte es bloß mal wieder nicht für nötig gehalten, bei 32 Grad im Schatten - und etwa gefühlten 70 in der Sonne - die Sonnencreme auszupacken. Aber Rot ist was anderes, das beweist doch die Tomate rechts im Bild. Sozusagen ein Rotabgleich (entsprechend dem Weißabgleich in der digitalen Kamara...).

Eva trinkt weiterhin Rotweinschorle (nee, ist nicht wahr). 





Freitag, 27. April 2012

Inspirationsquelle Natur


Georgia O'Keeffe: Lila Petunien (1925). Sammlung des Newark Museums, Nachlass von Miss Cora Louise Hartshorn, 1958 © Georgia O'Keeffe Museum / VG Bild-Kunst, Bonn 2011

Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München zeigt eine Retrospektive von Georgia O’Keeffe


Von Christine Wawra


München. Die amerikanische Künstlerin Georgia O’Keeffe malte Blüten als seien sie mit dem Makroobjektiv einer Kamera aufgenommen: nah, groß und farbenprächtig. Diese ungewöhnlichen Perspektiven offenbaren die abstrakten Qualitäten der Naturvorbilder, etwa in der Linienführung der Blütenblätter.  Oder in den Farbkontrasten: Hat man in der Kunstgeschichte jemals zuvor so ein großflächiges, prachtvolles Violett gesehen wie auf dem Gemälde „Lila Petunien“ von 1925? Dessen atmosphärische Stärke erinnert an die viel später entstandenen Arbeiten von Mark Rothko oder des deutschen Malers Gotthard Graubner.


Freudianisches Missverständnis


O’Keeffe, die 1887 im US-Bundesstaat geboren wurde und ein knappes Jahrhundert später, 1986, in New Mexico starb, ist vor allem bekannt für diese Blütenbilder. Deren Bewertung als spezifisch weibliche Ausdrucksform mit erotischen Konnotationen hält sich hartnäckig seit den 1920er-Jahren bis heute: Sie ist letztlich wenn nicht auf ein Missverstehen, so doch auf einen freudianisch geprägten Kritikerblick, der letztendlich sieht, was er zu sehen wünscht, zurückzuführen.
Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München zeigt die erste Retrospektive von O’Keeffe in Deutschland und wischt mit glücklicher Hand derart eindimensionale Sichtweisen vielleicht endgültig hinweg. So gibt die Ausstellung, die zuvor in Rom zu sehen war und von München nach Helsinki wandert, hierzulande auch hinsichtlich der Rezeption der Malerin diejenige Ernsthaftigkeit zurück, die sie sich selber zeitlebens erkämpft hat.  Für ihre Rolle als unabhängige Künstlerin konnte sie nicht auf Vorbilder zurückgreifen, und von männlichen Kollegen wurde sie – trotz der Förderung durch den erfolgreichen Galeristen und Fotografen Alfred Stieglitz, ihren späteren Ehemann – lange nicht ernst genommen: „Alle männlichen Künstler, die ich kannte, machten mir deutlich, dass ich als Frau nicht darauf hoffen könne, es zu schaffen – ich könne ebenso aufhören zu malen“, schrieb sie in den 1920er-Jahren, allerdings weit davon entfernt, sich einschüchtern zu lassen.

Die Schau verbindet Leben und Werk zu einer Einheit. Biographische Abschnitte spiegeln sich in thematischen Kapiteln zwischen Früh- und Spätwerk. Georgia O’Keeffe ließ sich in hohem Maße durch ihre unmittelbare Umgebung inspirieren und schätzte hierfür vor allem die Natur. Dies gilt sogar für ihre abstrakten Arbeiten, die von der gleichen Formensprache durchdrungen scheinen wie die gegenständlichen. Zwar verewigte sie in den Boomjahren 1925 bis 1929 auch die entstehenden Großstadtschluchten von New York auf der Leinwand. Doch danach fand sie ihre Wahlheimat in den Wüstenlandschaften des US-amerikanischen Südwestens. Die kargen Felsformationen, spektakulären Canyons und magischen Kraftplätze des Stammeslandes der Navajo und Hopi kamen O’Keeffes künstlerischer Gratwanderung zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit entgegen. Die Abgeschiedenheit der damals relativ unerschlossenen Gegend mag für sie Gegenpol zu ihrem gesellschaftlich geprägten Leben mit Stieglitz in New York sowie auf dessen Familiensitz am Lake George gewesen sein.  

Georgia O'Keeffe: Landschaft bei Black Mesa, New Mexico / Im Hinterland bei Marie II (1930) Georgia O'Keeffe Museum, Geschenk von The Burnett Foundation, Santa Fe, New Mexico 
© Georgia O'Keeffe Museum / VG Bild-Kunst, Bonn 20


Beseelte Landschaften


Die Landschaftsbilder wirken wie auch ihre anderen Werke eigentümlich beseelt. Wie dickhäutige Lebewesen ragen die Hügelzüge – etwa auf dem Gemälde „Landschaft bei Black Mesa / Im Hinterland bei Marie II“ von 1930 – aus der Ebene empor. Der formalen Klarheit entspringt eine große Stille wie sie Zeitzeugen zufolge auch O’Keeffes Wesen eigen war. Offenbar zog sie Bäume zuweilen den Menschen vor, hasste Small Talk und war sehr tiefgründig.
Die Bilder von Tierskeletten bringen diese Verbundenheit mit der Natur ebenfalls zum Ausdruck. Für die Künstlerin machten die Schädel von Pferden oder anderen verendeten Tieren die Essenz und Unerbittlichkeit der Wüste erfahrbar. Mit diesen Fundstücken umgab sich O’Keeffe auch in ihrem Haus auf der Ghost Ranch, wie die Fotografien belegen, die neben einigen abstrakten Skulpturen die Ausstellung ergänzen. Die gemalten Knochen sind jedoch nicht nur die Essenz der Wüste, sondern wirken ihrerseits wie landschaftliche Mikrokosmen. 
Die Naturauffassung der Künstlerin, die sich mit ihrem intimen Blick – sei es auf Wüste, auf Bäume oder Blumen – nahezu selber als Teil der Landschaft begreift,  knüpft auf ihre Weise an die kulturelle Tradition der amerikanischen Ureinwohner an. Dies jedoch jenseits oberflächlicher Zitate und mit den Mitteln moderner Kunst, die völlig auf der Höhe ihrer Zeit sind. Für Völker wie die Navajo oder Hopi waren und sind die unsichtbaren Kräfte den sichtbaren Erscheinungsformen gleich geordnet. Eine solche Harmonie zwischen Geist und Materie manifestiert sich in dem klaren Blick und den Werken von Georgia O’Keeffe.

Bis 13. Mai 2012. Öffnungszeiten täglich von 10 bis 20 Uhr. Der Katalog (Hirmer Verlag) kostet 25 Euro. www.hypo-kunsthalle.de

Dieser Artikel ist erschienen in der Eßlinger Zeitung vom 27. April 2012. 


Sonntag, 15. April 2012

Heimat geht durch den Magen


Als Teilzeitschwäbin, zu der ich inzwischen fortbildungsbedingt geworden bin, gelüstet es mich immer wieder nach heimatlich Vertrautem. Jetzt könnte einer sagen, zur Teilzeitschwäbin kann nur werden, wer zuvor eine echte Schwäbin war. Der Zugehörigkeit zum Volk der Genies und Erfinder von Schiller bis Benz darf man sich jedoch erst ab der ungefähr fünften Generation rühmen. In Stuttgart geboren zu sein, reicht da bei weitem nicht aus. Ebenso wenig das Urteilsvermögen der Norddeutschen, von denen jeder angesichts meiner leicht süddeutsch gefärbten Aussprache sogleich eine waschechte Schwäbin vor sich zu haben glaubt. Weit gefehlt, als Vertriebenenkind habe ich nicht die geringste Chance. Da zählt es auch nicht, dass ich das Riesengebirge nicht wirklich als meine Heimat betrachte...

Was läge also näher als die Sehnsucht nach Heimat mit Gebäck zu stillen? In Schwaben kennt man ja die "Seele", längliche Brötchen mit Kümmel und Salz. Was die Namensgebung angeht, vermute ich folgendes: Das zupackende Volk der Schaffer und Häuslesbauer kann seit jeher mit allem Unkonkreten, Unsichtbaren nicht viel anfangen. Was man hingegen essen kann, muss es auch geben. Das gilt auch für die Seele.


Interessant, das in meiner derzeitigen bayerischen Wahlheimat die Seele eindeutig schwäbisch ist. Sind die Bayern weniger misstrauisch, was die immaterielle Welt betrifft? Oder spricht man hierzulande vor allem den Schwaben seelenvolle Qualitäten zu? Geheimnisse über Mysterien, die mir auch der Bäcker nicht helfen konnte zu lösen.

Wenden wir uns der BREZEL zu. Noch komme ich mir ja jeden Tag wie eine Verräterin vor, wenn ich in München eine BREZE kaufe. Wie klingt das denn. Ich nuschle also vor mich hin und tue so als ob ich den letzten Buchstaben gerade hinunterschlucke.... Daran kann man unschwer merken, dass es zur Teilzeitbayerin noch nicht reicht;-) 
Die schwäbische Brezel und die bayerische Breze oder Brezn unterscheiden sich auch von der Konsistenz her. Eine perfekte Breze(l) zu backen, ist eine inzwischen selten gewordene Wissenschaft für sich. 


Die schwäbische Version hat die für meinen Geschmack genau richtige Konsistenz zwischen "labbrig" und knusprig. Außerdem bietet der obere Teil ausreichend Fläche, um dort Butter, Marmelade oder Nutella (mmmh - lecker) draufzuschmieren. 
Das bayerische Exemplar hingegen ist durchgängig bissfest und knackig. Man muss es vollständig durchschneiden, um eine Butterbreze daraus zu machen. Zu Assimilationszwecken - schließlich möchte ich ja vielleicht irgendwann mal dazugehören - verzehre ich derzeit jeden Tag ein Exemplar. Auch Heimat will erarbeitet sein.

Butterbreze - danach lechzt sogar die Kuh....   Alles Fotos: Christine Wawra

Neulich habe ich meine erste "Laugensemmel" bestellt und war mächtig stolz. Ich habe recht blauweiß kariert dazu geguckt, so dass man mich schon einbürgern wollte. Wo das wohl noch hinführt?


Sonntag, 8. April 2012

Osterspaziergang mit Hasen

Mit aufgerichteten Löffeln posiert dieser muntere Geselle für die Kamera.

Was in der Schokoladenindustrie schon längst gängige Praxis ist - das Umschmelzen von Nikoläusen zu Osterhasen - findet im Bajuwarischen nun auch in großem Maßstab statt. Findige Bürger haben Hand angelegt und die vom vergangenen Winter übrigen Schneemänner vor dem Untergang bewahrt und aus aktuellem Anlass umgeformt. Echte Augenblickskunst, bei dem Aprilwetter....

Gestandener  Kollege mit original bayerischer Wampe.

Klar, dass für eine so große Stadt wie München ein ganzes Team von Osterhasen zuständig ist. Zwei Kollegen hatten sich bereits Feierabend genommen und folglich Zeit für ein Fotoshooting - der Jungspund schon um die Mittagszeit, der wollte wohl bloß spielen. Die andern waren noch unterwegs bei der Arbeit, es ist schließlich erst Ostersonntag.

Auch die Schlüssel zum Himmel waren eingeschneit. 

Zwischen all den Schneehasen wurden zarte Blümlein mit der harten und kalten Wirklichkeit konfrontiert und hatten mein Mitgefühl. Denn nur die Harten kommen in den Garten - ganz wie im richtigen Leben.;-(

Romantik bei null Grad. Copyright für alle Fotos: Christine Wawra

Samstag, 31. März 2012

Schwitzen mit Aussicht in der Schiffsauna


Ein herrlich grauer Tag am Tegernsee - wo könnte man tiefhängende Wolken, Nieselregen und feuchte Kälte besser genießen als im Saunaschiff Irmingard? Da liegt es im Hafen der Seesauna und ist nach zwei Besuchen bereits zu meinem Lieblingsentspannungsort geworden. Das charmante Schiff aus dem Jahr 1925 war auf dem Chiemsee im Einsatz und ist 17 Meter lang.


Im Innern ist Schwitzen mit Aussicht angesagt. Während draußen die Enten und Blässhühner "Köpfchen in das Wasser" spielen, treibt die eigene Körpertemperatur allmählich dem Siedepunkt entgegen. Je nach Wellengang schaukelt das Schiff sanft oder heftig, und man taucht in eine Art Trance ein. Und wenn man die Augen wieder öffnet, legen wir gerade am gegenüberliegenden Ufer an.... Nein, das war nur ein Traum, den aber manche Saunainsassen träumen - wie den Gesprächen zu entnehmen ist. "Hier gibt es was andere nicht haben", lauten stolze Äußerungen offenbar einheimischer Schwitzgäste. 


Beim Öffnen der Glastür wallt einem schon die Hitze entgegen - und gleich darauf war meine Kamera total beschlagen. Die Fotos hab ich übrigens heimlich geknipst und nur solange ich alleine war, denn wer will schon nackt auf den Urlaubsfotos anderer drauf sein;-) 


Das historische Erscheinungsbild von Irmingard blieb beim Umbau gewahrt - der Abstieg in den heißen Schiffsbauch führt über einen holzgetäfelten Vorraum: ein Vorgeschmack auf das edle Vergnügen.
Mit gefühlten 100 Grad Körpertemperatur ist es denn auch ein Leichtes, hinterher in den 3,6 Grad frischen See zu steigen, was viel schöner ist als jedes Tauchbecken. Bei meinem ersten Besuch betrug die Wassertemperatur 1,3 Grad und der See war außerhalb des Saunabereichs vollständig zugefroren..... Als ich diesen Wert auf der Tafel las, ahnte ich nicht, dass ich mich zwei Saunagänge später selber in die Fluten stürzen würde;-) Von Schwimmen kann jetzt nicht wirklich die Rede sein, aber zum Untertauchen hat's gereicht. Hinterher macht das warme Fußbad so richtig Sinn...

Irmingard im Saunahafen am Tegernsee       Alle Fotos: Christine Wawra

Sonntag, 11. März 2012

Und wieder ruft der Berg

"Hier ist alles näher", sagte ich neulich zu Bekannten, die den eher gedankenlos geäußerten Spruch für ein sehr taugliches München-Motto befanden. In diesem Sinne war ich gestern mal wieder in den sogenannten Münchner Hausbergen unterwegs. Während sich die meisten Orte mit einem Hausberg begnügen müssen, nennt die bayerische Landeshauptstadt gleich einen Gutteil der Alpen ihre "Hausberge"... Ein sympathischer Zug, schließlich kann man doch ruhig zu dem stehen, was man hat, anstatt sich falsche Bescheidenheit, neudeutsch Understatement, aufzubürden;-) 
Die BOB (Bayerische Oberlandbahn) brachte mich denn also meinem geliebten Winter wieder näher. Schon am Spitzingsee war die Schneedecke noch geschlossen, und auf dem Weg zum Rotwandhaus wurde sie immer dicker. Wie das in den Bergen so üblich ist, ging es stetig bergauf bis die 600 Höhenmeter überwunden und geschafft waren - letzteres gilt auch für mich. 


Unterwegs ließ sich die Höhe nicht nur an der zunehmenden Durchlichtung des Waldes in Richtung Baumgrenze, sondern auch an den gegenüberliegenden Bergen abmessen, die sich bald zu einem Gipfelmeer formierten. Man grüßt die Entgegenkommenden - und die Überholten - mit einem freundlichen "Servus"; das "Grüß Gott" scheint out zu sein. Schritt für Schritt löste sich das Zeitgefühl auf im Blau des Himmels, war zwischen zwei Atemzügen kein Platz mehr für die Rotoren des Denkens. Da erschien plötzlich, endlich, das Rotwandhaus, auf einem Bergrücken thronend, am Horizont. Holareiduljöö.



Schon meine Eltern, beide aktive Bergsteiger - immerhin war ich selber noch bevor ich das Licht der Welt erblickte bereits auf dem Mont Blanc - wussten um die Freude des Hüttenessens. In der dünnen Luft und mit eigener Anstrengung verdient, schmeckt alles ja viel besser. Gefühlt sind diese Berge auch meist höher, was sich auch in den Gesprächensfetzen, die ich unterwegs aufschnappte, widerspiegelt. "Also den Mount Everest wollt' ich nicht besteigen", machte eine Rodlerin vor der Gruppe ihre Grenzen unmissverständlich klar. "Aber wieso, das ist doch so was ähnliches hier", wurde ihr entgegnet. Bloß so einen kaiserlichen Schmarren bekommt man auf dem Everest nicht.


Neben dem Essen war auch die Aussicht unvergleichlich und kaum weniger als großartig. Ich sog sie nach Kräften in mich auf - das muss ja wohl wieder eine Weile vorhalten. Mit meinen Blicken verwandelte ich mich in einen Adler, der in dieser Pracht zu Hause ist. Ein Satz, den ich in meinem Bildband "Im Land der blauen Wolken - eine Reise nach Alaska" schrieb, wäre auch hier passend: "Die Weite begegnet der Seele." Mal sehen, wann ich dem Frühling das nächste Schnippchen schlage;-) 


Copyright für alle Fotos: Christine Wawra





Sonntag, 26. Februar 2012

Winter ade

In München war's das dann wohl mit dem Winter - schade irgendwie. Mir hat das gefallen, dick eingemummt herumzulaufen. Und die weiße Decke hat gnädig viel Unschönes unter sich begraben.
Hier ein paar Impressionen von der Schwelle zwischen Winter und Frühling, aus dem Westpark.



Keine freundliche Begrüßung übrigens, sondern ein kleines Kämpfchen um die Stellung des Platzhirschen, äh -schwanes. Auch das gehört zum Vorfrühling, schließlich will mann ja bereit sein wenn die richtige Schwänin auftaucht;-)
Im Hintergrund der thailändische Tempel aus dem asiatischen Ensemble im Westpark.


So neu in München wie ich bin, verhalte ich mich auch gelegentlich entsprechend. Zum Beispiel habe ich neulich zwei Autobahnen verwechselt - wollte nur schnell einen Elchbausatz (= Bettgestell) bei Ikea besorgen und fand mich plötzlich am Starnberger See wieder;-( Aber ich halte weiterhin hartnäckig an meinem ollen Stadtplan fest, der so groß ist dass er während der Fahrt das Lenkrad vollständig verdeckt... Mit Navi kann sich ja schließlich jeder orientieren....
Und im Westpark bin ich dann also auf ein oder zwei Hügel geklettert, um - die Berge zu sehen. Beziehungsweise um zu schauen ob man die Berge von dort sehen kann. Angesichts des enttäuschenden Panoramas auf die umliegenden Wohnblocks und den Anfang (und das Ende) der A96 fand ich mein Ansinnen dann doch recht idealistisch. Typisch - für mich.
Das Leben könnte ja so schön sein. Wenn nur die Realität nicht wäre;-)

Mittwoch, 22. Februar 2012

Ein Berg für Rodler

Heute möchte ich mal wieder dem Vorurteil Vorschub leisten, ich sei zu meinem Vergnügen in München. Oder sollte ich lieber von der Klausur neulich erzählen, in der journalistische Darstellungsformen abgefragt wurden, oder von der Präsentation gestern vor laufender Kamera (glücklicherweise inzwischen gelöscht).... Dann doch lieber ein paar neuerliche Urlaubsbilder, auch wenn der Urlaub bloß einen Nachmittag dauerte.

Auf dem Wallberg - Foto: Christine Wawra

Ein ganzer Berg nur für Rodler - wie genial. Der Wallberg bei Rottach-Egern bietet die längste Rodelstrecke Deutschlands: Sechseinhalb Kilometer geht es abwärts durch verschneiten Bergwald. Die Strecke sei "für Kleinkinder ungeeignet", heißt es im Internet, wo in Bewertungen die Gefährlichkeit durchaus beklagt wird. Au weia, dachte ich mir. Immerhin bin ich mit meinen Schlittelkenntnissen ungefähr auf dem Stand eines Kleinkindes. Und damals fuhr ich, von meinem Vati beschützt, den Gerlinger Apfelberg hinunter;-)

Bilderbuchwetter auf dem Wallberg - Foto: Christine Wawra

Es sieht zwar schön aus, wenn Berge oben immer so steil sind und erst unten flacher werden. Fürs Rodeln hätte ich es mir aber ausnahmsweise mal anders herum gewünscht. Denn das bisschen Technik, das ich mir während der recht rasanten Fahrt angeeignet habe, hätte ich gut gleich am Anfang brauchen können. Wie ging das mit dem Bremsen doch gleich ? Die Schuhe in die Piste zu stemmen, reicht bei entsprechendem Gefälle ja nicht mehr aus... Jedenfalls war mein Genuss am Anfang etwas davon getrübt dass dieser Schlitten machte was er wollte, ich aber ja gerne heil unten ankommen wollte.

Rodelstrecke mit Tegernsee-Blick - Foto: Christine Wawra

Hat ja auch zum Glück geklappt - irgendwie. Unten musste ich dann zwar meine Wirbelsäule neu ordnen, da die Leihschlitten keine so guten Stoßdämpfer haben (kleiner Scherz, sie haben natürlich gar keine). Und die extremen Buckel und Huckel, gegen die eine Wellblech-Piste in der südbolivianischen Wüste gar nix ist, hab ich bzw. die Selbststeuerung meines Schlittens alle brav mitgenommen. Das mit der Wirbelsäule ist auch einen Tag später noch nicht abgeschlossen....
Aber toll war' doch!


Zum Schluss ein netter Spruch, gefunden in Rottach-Egern: "A jeder möcht a Schwein hab'n, aber koana mog an Stall ausmisten!!" Passt ja noch zum (fast) neuen Jahr. Vielleicht hilft es ja, zuerst seinen Stall auszumisten, dann kommt das (Glücks)Schwein schon...

Das Leben ist eine Reise

Aleph, der neue Roman von Paolo Coelho

Buchrezension von Christine Wawra

Die Wahrheit ist die wirkungsvollste Maske, hinter der sich ein Schriftsteller verbergen kann – allerdings gehorcht die Maske dabei  eigenen Gesetzmäßigkeiten. Nach diesem Prinzip schrieb bereits Johann Wolfgang Goethe seine Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ und schickte damit Generationen von Lesern und Wissenschaftlern auf Spurensuche und an der Nase herum. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion sind fließend, oder: Wen meint ein Autor, wenn er „ich“ schreibt. 

Das literarische „Ich“ ist die Hauptfigur in „Aleph“, dem neuen packenden Roman des brasilianischen Autors Paolo Coelho, der wieder einmal die Bestsellerlisten der Welt stürmt. Seine Kunst, den Leser Lebensweisheit und -mut an die Hand zu geben, führt er hier zu einem Höhepunkt. Das Buch gibt sich den Anschein eines Bekenntnisses: Inmitten einer Lebenskrise begibt sich der Schriftsteller auf eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn – die Zugfahrt wird zur Metapher für das Leben selbst. Durch die Begegnung mit einer Geigerin gerät er in die Parallelwelt früherer Leben. In einem davon war  er für die Hexenverbrennung der jungen Frau mitverantwortlich. Das „Aleph“, per definitionem der erste Buchstabe der hebräischen Alphabets, entspricht im Roman einem zwischen zwei Waggons gelegenen magischen Raum, der die Schau der Vergangenheit im Sinne einer schamanischen Reise erst ermöglicht. Der Konflikt aus der Zeit der Inquisition setzt sich geradewegs in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts fort, die Anziehung  zwischen dem alternden Mann und der jungen Frau ist für beide existenziell und könnte zur Zeitbombe werden. „Werden sie miteinander schlafen, und wird er seine Frau betrügen?“ ist über viele Seiten die schlicht gestrickte Frage. Die Lösung ist mehr als ein ‚Ja‘ oder ‚Nein‘, weil sie die Geschehnisse von deren Grund her erklärt. Denn hinter allen Sex-and-Crime-Motiven verbergen sich bereits aus anderen Werken bekannte Sichtweisen Coelhos auf das Leben, auf dessen Sinn, und auf die– unserer Kultur nicht geläufige – Reinkarnation.  Für Sätze wie die folgenden verehren ihn seine Fans und bezichtigen ihn seine Feinde der Scharlatanerei:
Alle Menschen, mit denen wir in der 'Vergangenheit' Probleme hatten, tauchen in unserem Leben wieder auf, in dem, was die Mystiker das Rad der Zeit nennen. Mit jeder Inkarnation werden wir uns dessen bewusster, und nach und nach werden diese Konflikte gelöst. Wenn überall die Konflikte aller Menschen geklärt sind, wird die Menschheit in eine neue Phase eintreten.

Coelho ist zu versiert, um nicht mit seinem Instrument – der Sprache und ihren Bildern – zu spielen. Die Unverblümtheit und Offenheit, sein Befindlichkeits-Striptease, sind vor allem Mittel zu dem Zweck, eine Geschichte zu erzählen. Doch beherrscht der Erfolgsautor nicht nur die Kunst, seine Leser zu erreichen. Vielmehr erweitert er die materielle Welt um eine viel umfassendere unsichtbare, die sich zur sichtbaren verhält wie der Eisberg zu seiner Spitze. Das ist als Fiktion faszinierend, und noch faszinierender die Vorstellung dass es nicht nur eine Fiktion ist. 

Montag, 13. Februar 2012

Übers Wasser gehen

Nie war es einfacher, übers Wasser zu gehen als heute... Im tiefgefrorenen München - wie sicher auch anderorts - ist diese 2000 Jahre alte Kunst dieser Tage ein beliebtes Freizeitvergnügen. Nahezu grenzenlos scheint die Freiheit, wenn beim Spazierengehen keine lästigen Teiche umrundet werden müssen. Stattdessen stapft man einfach quer drüber: wie hier im Nymphenburger Schlosspark.


Beim Flanieren auf dem Eis wird selbstverständlich auch die neueste Hutmode ausgeführt. Das Modell, das Eva hier trägt, lässt sich regional leicht anpassen: Man schafft sich nur einmal die Strickmütze an, der Aufbau ist variabel, je nachdem in welcher Stadt man sich gerade befindet. In Paris soll sich der Eiffelturm wachsender Beliebtheit erfreuen, in Rom angeblich der Petersdom. Die bayrische Metropole punktet mit dem Modell "Monopteros". Leider ist solcher Kopfputz bislang noch den Einheimischen vorbehalten, weswegen ich mich mit diesem schnöden Käppi blicken lassen muss...


Ja, bei echten minus 15 und gefühlten minus 20 Grad ist das wärmste auf dem Bild die Kaffeetasse, jedoch auch nur ein paar Sekunden lang. Vielleicht hätten wir uns lieber für die Feuerzangenbowle entscheiden sollen oder für einen Glühwein - der Park war irgendwie voll mit alkoholisierten Ständen. Kein Wunder, dass die meisten Spaziergänger, die zielstrebig auf die Eisflächen zusteuerten, so einen seligen Gesichtsausdruck hatten.



Natürlich ist es nicht so einfach erlaubt, auf dem Wasser zu gehen - schon gar nicht, wenn selbiges gefroren ist. Aber wenn es bei den anderen hält, wird's bei mir wohl auch halten.... sagten sich Hunderte. Man traf sich zum Schlittschuhlaufen, Eisstockschießen, Eishockey. Es wimmelte wie auf einem Gemälde von Brueghel und war vergnüglich anzuschauen. Der Schlitten auf dem Foto liegt sozusagen an der Bootsanlegestelle;-)


Schlosspark Nymphenburg 12. Februar 2012    Fotos: Christine Wawra

Samstag, 11. Februar 2012

Vorsicht, Wolpertinger!


So gehört sich Winter, finde ich. Schnee und Berge sind für mich schon immer eine ideale Kombination. Also bin ich heute mit der Bayrischen Oberlandbahn - die direkt vor meiner Münchner Wohnung hält - nach Bayrischzell gefahren. Nach einer guten Zugstunde stand ich quasi plötzlich mitten im Gebirge. Das bietet keine andere deutsche Großstadt!
Auf meiner Wanderung hat eigentlich alles gestimmt außer den Zeitangaben. Die "1 Stunde" habe ich im nachhinein als eine Art PR-Gag interpretiert (bin ja durch die Schule sensibilisiert;-) ; vermutlich wäre die Wahrheit allzu abschreckend... So durch den verschneiten Wald stapfend, in ungezählten Serpentinen bergauf, bin ich dann auch endlich mal einem echten Wolpertinger begegnet.


Diese Tierchen werden im allwissenden Wikipedia als 'bayrische Fabelwesen' beschrieben. Aber der da war ganz echt, garantiert! Er bewohnt ein Gasthaus und erschreckt dort ahnungslose Touristen. Wolpertinger sind ja auch schuld, wenn Skifahrer auf der Piste stürzen, Wanderer stolpern und überhaupt machen sie sich aus dem Unglück der Menschen einen Spaß. Gerne treten sie im Rudel auf, zum Beispiel so:

Da habe ich dann schnell wieder das Weite gesucht und sicherheitshalber ein wolpertingerfreies Gasthaus angesteuert. Nicht dass mir dann einer noch ein Bein stellt oder die Geschmacksverirrung übergreift. Gell.